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Mittwoch, 19. April 2017

// MAMAGEFÜHLE / Wenn Mama wieder arbeiten geht ... //



Im Juni wird es genau ein Jahr sein, dass ich wieder täglich halbtags zur Arbeit gehe. Unser Babyboy war damals zur Eingewöhnung ungefähr ein einhalb Jahre alt und ich hatte gerade erst einen Rhythmus für uns beide gefunden, der mir den Alltag erleichtert hatte und mit dem der Kleine sich gut arrangieren konnte. Wie es halt so ist, ist dann die Zeit gekommen, wo ich wieder alles umkrempeln musste.

Es gibt ja die einen Mamis die sich freuen, nach der Elternzeit wieder voll ins Berufsleben zu steigen. Die es kaum erwarten können, wieder regelmäßig Kontakt mit Gleichaltrigen zu haben und die den Wickeltisch mit der größten Freude gegen den Arbeitsplatz im Büro tauschen wollen. Die darüber klagen, dass Ihnen die Decke auf den Kopf fällt und Sie endlich wieder unter Leute kommen wollen.
Ich kann diese Gedanken wirklich so gut nachvollziehen und vielleicht hatte ich auch den ein oder anderen Moment, wo mir die Decke auf den Kopf fiel und ich einfach mal für mich sein wollte. Aber andere Gedanken, Gefühle und Bedenken waren bei mir am Anfang einfach viel viel stärker.


"Lass ich mein Kind im Stich?"

Es ging mir vor allem um die Tatsache, dass wir unsere Kinder, mit denen wir vorher 24 Stunden am Stück zusammen waren, in „fremde“ Hände geben, damit wir zur Arbeit gehen können. Das ist für mich bis heute, irgendwie perplex. 

Ich habe mir immer wieder vorgestellt, wie sich mein Kind fühlt, wenn ich ihn plötzlich jeden Morgen bei einer Person abgebe, die vorher gar keine Rolle in seinem Leben gespielt hat. Wird er mir das übel nehmen? Ist es in Ordnung, dass ich von ihm verlange, sich damit zu arrangieren und sich daran zu gewöhnen? Kümmert man sich gut um ihn? Geht es ihm gut dort? Kann er sich irgendwie verständigen und seine Bedürfnisse äußern? Sind die anderen Kinder lieb zu ihm? Fühlt sich mein Kind von mir im Stich gelassen?

Immer wieder kamen mir Fragen in den Kopf wie, "Bin ich mir sicher, dass ich diesem kleinen Wesen diese Situation zutraue?Tu ich das Richtige? Ist es das wert?
Fragen über Fragen habe ich mir gestellt und zu dem Zeitpunkt hatte ich auch nur negative Antworten für meine Fragen parat.

"Bin ich bereit, jeden morgen aufs Neue so einen Spießrutenlauf gegen die Zeit zu bewältigen?"

Außerdem war ich auch schon allein von dem Gedanken, wie ich diese neue Situation organisieren soll, total überfordert.
Schaff ich es überhaupt jeden Morgen pünktlich zur Arbeit zu kommen und kann ich dort 100% geben? Schaff ich es dann abends anstatt K.O ins Bett zu fallen, noch die Wäsche zu bügeln? Bleibt da noch Zeit für Haushalt und Mann? Wann werde ich Zeit haben um Freunde zu treffen?
Das ich für die Zeit die ich arbeite dann quasi von der Betreuung meines Kindes freigestellt bin, ist ja Schön und Gut, aber was ist mit der restlichen Arbeit die zuhause auf mich wartet? Wann kann ich diese erledigen? Mach ich das nach der Arbeit mit dem Kind zusammen? Ist es dann aber nicht die Zeit, die ich mit meinem Kind wieder aufholen sollte, nachdem ich den halben Tag nicht da war? Oder soll ich warten, bis der Ehemann nachhause kommt, um auf den Kleinen aufzupassen, während ich den Haushalt erledige? Ist das dann nicht wieder die Zeit mit der Familie die ich dann vernachlässigen muss?

Es gibt noch so viele Fragen und Gedanken und Gefühle die man in dieser Situation haben könnte und man wird keine Antworten finden, die einen vollkommen zufriedenstellen können. Sei es noch zusätzlich der finanzielle Aspekt oder die Tatsache, dass man als Frau heutzutage einfach nicht mehr zuhause sitzen kann oder einfach nicht mehr zuhause sitzen will.

"Was hält mein Kind eigentlich von der ganzen Sache?"

All diese Gedanken schwirrten abwechselnd in meinem Kopf herum. Jede machte mich nervös und nachdenklich. Dennoch haben wir es ausprobiert. Da ich mit dem Kleinen nicht über die ganze Sache reden konnte, um seine Meinung darüber zu erfahren, mussten wir es einfach mal ausprobieren. Hätte der Kleine bei der Eingewöhnung signalisiert, dass er noch nicht bereit dafür ist, dann hätte ich auf jeden Fall noch gewartet. Ich war natürlich auch sehr gespannt auf die Reaktion vom Kleinen und wie er mit der ganzen Situation umgehen würde.
Die Eingewöhnung ging aber super schnell und relativ einfach. Es gab zwar auch mal Tränen, es gab auch traurige Abschiedsszenen und es gab Momente in denen ich einfach nur stolz auf meinen kleinen Sonnenschein war, weil er mit der neuen Situation im Großen und Ganzen super umgehen konnte. Besonders die Stunden, wo er seine Tagesmutter für sich allein hatte, genießt er bis heute noch sehr.
Für mich war schon in meiner Schwangerschaft klar, dass mein Baby, wenn ich arbeiten werde, zu einer Tagesmutter gehen wird. Und zwar zu einer Tagesmutter die ich schon eine Weile kenne. Ich gebe ihn also keiner „Fremden“ ab, sondern einer guten Bekannten, der ich wirklich vertrauen kannIn Ihr habe ich jemanden, dem ich mein Baby mit gutem Gewissen anvertrauen kann. Diese Tatsache ist für mich wirklich Gold wert und fühlt sich auch fast so an, wie ein Sechser im Lotto.
Ehrlich gesagt bin ich auch vom Kopf her ganz sicher, dass der Kleine dort viel Spaß haben wird und er dort sehr gut versorgt ist. Trotzdem fiel und fällt es mir so schwer wenigstens die Gewissensbisse abzulegen und mein Baby ein Kleinkind werden zu lassen, der von dieser Veränderung auch so viel mitnehmen kann.

Zum Glück haben wir Ihn : Den Mutterinstinkt

Jede Mami die an diesem Punkt stand, steht oder weiß, dass sie bald davor stehen wird, weiß wie schwierig das für uns Mamis ist. 
Unsere Babys reagieren hingegen ganz unterschiedlich auf die neue Situation und ich glaube danach sollten wir uns auch richten. Wir können von dem Verhalten unserer Kinder erahnen wie sie zu einer neuen Veränderung stehen. Wenn sie noch nicht bereit dazu sind, dann sagen sie uns das auch ohne Worte. 

Wie jede Einzelne dann mit der Situation umgeht, entscheidet der Mutterinstinkt jeder Einzelnen. Und ich finde daran sollte man sich bei solchen Entscheidungen orientieren. Ich habe schon einige Storys zur Eingewöhnung gehört und jede hatte ihren eigenen Anfang und ihr eigenes Ergebnis. Ich denke, wir alle hatten unsere Bedenken, bei der einen Sache mehr, bei der anderen Sache weniger. Das man bei so einer Entscheidung Kompromisse schließen muss, ist denke ich jedem klar.

Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung und auch die Eingewöhnung nicht unter Druck bewältigen musste. Dieses Glück hat natürlich nicht jede Mama. Ich wünsche aber jeder Mami viel Kraft und Durchhaltevermögen, denn bei den ganzen Gewissensbissen, vergisst man die ganzen positiven Dinge, die unsere Kinder durch diese Veränderungen gewinnen. Wer weiß vielleicht trifft er ja genau dort seinen besten Freund fürs Leben.....